So langsam wird es stressig.
Sieben Wochen für Australiens Ostküste sind ja an sich ein recht komfortables
Zeitfenster für insgesamt 7118km (welche wir letztendlich auf unserem
Kilometerzähler fanden). Mittlerweile haben wir uns aber daran gewöhnt, dass
egal wie lang eine Reise ist, man am Ende doch immer ein wenig ins Straucheln
kommt und eben auch Abstriche machen muss. Dafür sieht man aber eben auch
wundervolle Dinge, die man vor Reiseantritt nicht unbedingt auf dem Schirm
hatte. Kathi hat dies ja im letzten Blogpost bereits sehr ausführlich
beschrieben.
Dies ist nun unser vierter und
gleichzeitig letzter Bericht aus Australien. Zum Zeitpunkt des Erlebten, was ja
nun schon einige Tage zurückliegt, kamen wir wie oben beschrieben leicht in
Stress. Zum einen da auf unserer Liste immer noch einige Dinge draufstanden,
aber zum anderen auch weil wir auch ein wenig planen mussten, wie es nach
Australien weiter geht. Der Flug nach Fiji war bereits gebucht und mit dem
Herrn Bauern aka Eumel stand ja auch bereits ein neuer Reisebegleiter fest. Die
ständige Abwesenheit von Strom und Internet macht einen Planungsprozess nicht
unbedingt einfacher. Zu dem aufkommenden Zeitdruck gesellte sich also noch die
andauernde Suche nach Hotspots und öffentlichen Steckdosen. Da waren wir im
Blue Mountains National Park natürlich goldrichtig, Gebirgs- und Waldregionen
sind ja dafür bekannt dafür sehr fortschrittlich zu sein was die technische
Infrastruktur angeht. Also wurde alles Organisatorische vorerst wieder zeitlich
nach hinten verschoben.
Der Nationalpark kam uns sehr
gelegen, denn so langsam entwickelte sich bei uns eine leichte Aversion gegen
Strände. So abwegig sich das auch für die meisten Leute klingen mag, irgendwann
hat man auch von den schönsten Stränden einfach genug. Um ehrlich zu sein war
der Strandbesuch in Port Stephens, den Kathi beschrieben hat, eigentlich unser
letzter in Australien. Seit dem haben wir sowohl die Strände als auch das Meer
nur noch aus sicherer Entfernung beobachtet. Schwimmen, Surfen oder Tauchen
waren wir nicht mehr. Also zurück zu den Blue Mountains. Dieser Nationalpark,
der seinen Namen dem bläulichen Schimmer über den dicht-gedrängten Baumkronen
der anmutigen Eukalyptusbäume verdankt, gehört zu einem der Trekking Highlights
Australiens. Die Landschaft ist geprägt von tiefen, häufig nicht betretbaren
Tälern inmitten gewaltiger Schluchten aus Sandstein. Man könnte eventuell einen
Vergleich mit dem Grand Canyon in den USA ziehen, nur dass die Täler als auch
die Hänge mit dichtem Urwald besiedelt sind. Wir entschieden uns für eine ca.
vier stündige Wanderung, die sich nicht zuletzt aufgrund der hohen
Luftfeuchtigkeit als sehr schweißtreibend herausstellte.
Unser ausgefuchster Zeitplan sah
vor, dass sie wir nach dem Trekking schnell nach Sydney rein fahren um dort
einen ehemaligen Reisebegleiter aus Thailand und einen weiteren Freund zu
treffen. Irgendwie hatten wir allerdings unterschätzt wie anstrengend Wandern
sein kann und so kamen wir nicht nur total erschöpft sondern auch völlig
verschwitzt relativ spät in Sydney an. Um zumindest gegen letzteres etwas zu
unternehmen, machten wir uns auf die Suche nach einer Dusche. Unsere
Universal-Applikation ‚Wiki Camps‘ konnte uns dabei leider nicht helfen,
deshalb fingen wir verzweifelt an bei Tankstellen und Fitnessstudios nachzufragen.
Diese hatten aber entweder keine oder wollten unverschämte 15$p.P fürs fünf
minütige Abbrausen. Letztendlich fanden wir dann im Ashfield – einem Vorort von
Sydney – im örtlichen Schwimmbad die Gelegenheit gratis zu duschen, dank der
Freundlichkeit des dortigen Personals was hier durchaus empfohlen werden kann.
Wenn also mal jemand zugegen ist, im Ashfielder Schwimmbad gibt’s super
Duschen. Nachdem wir dann alles in Sydney erledigt hatten und vor allem alle
gesehen hatten, die wir sehen wollten, machten wir uns weiter auf den Weg nach
Jerves Bay westlich von Sydney. Der Grund für unsere hastige Weiterreise hat
nichts damit zu tun, dass Sydney uns nicht gefallen hätte, aber unser Flugplan
bringt uns Ende März nochmal für fünf Tage dorthin bevor es dann weiter nach
Buenos Aires geht.
Zu Jerves Bay brauch ich
eigentlich nicht viel zu sagen. Wir haben insgesamt ca. zwei Stunden in dem
winzigen Ort verbracht, der eigentlich bekannt für seine schönen Strände und
die Möglichkeit mit Haien und Robben zu tauchen ist. Beides war aufgrund des
sehr bescheidenen Wetters nicht möglich bzw. nicht ansehnlich. Also fuhren wir
weiter und machten unseren nächtlichen Stopp etwas nördlich von Batemans Bay,
im Nationalpark Murramarang. Das Besondere an diesem Park ist die extrem hohe
Anzahl an freilebender Kangoroos, die sich besonders zur Dämmerung zum Durras
Lake aufmachen und aus nächster Nähe beobachtet werden konnten. Wir entschieden
uns dafür im Nationalpark zu übernachten, auch wenn dies Kosten in Höhe von 25$
bedeutete, die für einen Camping Stellplatz anfielen. Bereits fünf Minuten nach
Ankunft war uns klar, dass wir diese Investition nicht bereuten. Direkt auf dem
Gelände des Campingplatzes tummelte sich eine Horde von ca. 25 Kangoroos, denen
man sich bis auf wenige Meter nähern konnte. Es versteht sich von selbst, dass
wir die nächsten zwei Stunden damit beschäftigt waren uns die Finger wund zu
knipsen. Hier ein paar unserer Schnappschüsse.
Dieser kleine Zeitgenosse machte es sich neben unserem Van
gemütlich
|
Das eigentliche Highlight stand dann am Abend bevor, wir sollten Zeugen eines unglaublichen Naturspektakels werden und dabei sein wie ca. 400 Pinguine nach Einbruch der Dunkelheit sich langsam vom Meer her in Richtung ihrer nächtlichen Nestplätze begeben. Australien gehört zu einem von vier Ländern weltweit in denen Pinguine in freier Wildbahn beobachtet werden können. Genannt wurde das Ganze die ‚Pinguin-Parade‘ und so skurril wie der Name war auch die Veranstaltung. An einem Strandabschnitt wurden Tribünen und Flutlichter aufgebaut, die Platz für ca. 3500 Menschen boten. Wie in einem Theater die Schauspieler die Bühne betreten, näherten sich kleine Kolonnen von Pinguinen erst vorsichtig und dann immer schneller dem Strand. Die Art und Weise wie diese kleinen Tiere sich fortbewegten, war schon sehr amüsant. Leider war es uns nicht möglich Fotos oder Videos davon zu machen, da dies strikt von den zuständigen Rangern untersagt wurde. Stattdessen konnte man sich für eine Zahlung von 10$ in ein Bild mit Pinguinen ‚photoshoppen‘ lassen. Zumindest bei den asiatischen Besuchern schien dieses Angebot sehr gut anzukommen.
Um bloß keine Müdigkeit aufkommen
zu lassen, fuhren wir von Philip Island direkt zur Great Ocean Road weiter,
Melbourne ließen wir vorerst links liegen. Der Name sagt eigentlich alles und
er bringt das Ganze ziemlich gut auf den Punkt. Diese Straße ist wirklich
‚great‘, in vielerlei Hinsicht. Auf knapp 250km entlang der Südküste bekommt
man neben den weltberühmten Felsformationen (12 Aposteln) auch einen sehr guten
Querschnitt verschiedener Charakteristika Australiens zusehen.
Zahlreiche
Surfspots schmiegen sich entlang Regenwaldausläufern, idyllischen Ortschaften
und Baumkronen vollgepackt mit Koalas und den unterschiedlichsten Vogelarten.
Und natürlich gab es auch wieder Unmengen an endlos-langen Stränden, wir
konnten uns allerdings meist nicht mal aufraffen unser Vehikel für ein paar
kurze Augenblicke, geschweige denn kurze Spaziergänge zu verlassen. Zu tief saß
der Gräuel gegen Strände (außerdem war das Wasser saumäßig kalt). Ich schoss
lieber hunderte Fotos von unseren flauschigen Nachbarn, die überraschender
Weise ganz schön grimmig schauen können, wenn sie in ihrem Schlaf gestört
werden.
Die letzte Etappe unseres
Australien-Ausfluges ging nach Melbourne. Zunächst mussten wir dafür sorgen,
dass unser geliebtes mobiles Zuhause unbeschadet den Weg zurück zum Vermieter
fand. Bei so einem langen Mietzeitraum wird man gegen Ende hin doch etwas
nervös, dass nicht noch etwas passiert. Da uns ein Versicherungspaket zu teuer
war, hätte auch nur ein kleiner Schaden unsere weiteren Reisepläne stark
beeinträchtigt. Glücklicherweise ging aber alles gut und wir zogen für die
letzten vier Tage ins Nomads Hostel. Wir tauschten also Achtbett-Zimmer gegen
Camping Idyll. Das hört sich für die meisten wahrscheinlich nicht nach einem so
guten Tausch an, aber für uns war es eine sehr willkommene Abwechslung. Endlich
keine Suche nach Duschen, Schlafplätzen und Steckdosen mehr und eine komplett
eingerichtete Küche mit mehr als einer Herdplatte standen auch zur Verfügung.
Das klingt sehr banal, war es für uns aber ganz sicher nicht. In der 4-Millionen-Metropole
selbst gibt es auch genug zu entdecken, mehr als nur die wunderschöne
Landesbibliothek von Viktoria in welcher wir aus organisatorischen Gründen
recht viel Zeit verbrachten.
Wir schlossen uns einer ‚Free Walking Tour‘ an bei
der Studenten der örtlichen Universität für ein wenig Trinkgeld einem in
dreieinhalb Stunden einen guten Überblick über die Stadt, die Geschichte als
auch die Kultur gab. Letzteres ist vor allem geprägt von Street Art,
Straßenmusikern und einer aufblühenden semi-alternativen Szene. Semi-Alternativ
deswegen, weil ähnlich wie in Amsterdam auch sich extrem viele Yuppies in
alternativ-angehauchten Bars, Restaurants und Clubs tummelten. Uns gefiel es
trotzdem richtig gut! Dies war endlich mal wieder eine Großstadt die sehr
charmant daher kam und in der es wohl sehr viel Spaß machen könnte zu leben.
Auch
meine fünf-monatige Techno Abstinenz fand endlich ein Ende, im Brown Alley ließ
Marcel Dettmann es zu heimischen Klängen mal so richtig krachen. Bis in die
frühen Morgenstunden feierten wir, für lau dank Gästeliste, und das obwohl der
Tagesablauf bis dato durchaus seine Spuren hinterließ. Wir trafen uns mittags
mit Tina, Jens und Leni in St. Kilda, Kathis Vater hatte den Kontakt über
mehrere Ecken hergestellt. Die drei befinden sich auf einem ähnlichen Abenteuer
wie wir mit dem kleinen Unterschied, dass Leni nicht einmal ihr erstes
Lebensjahr vollendet hat (betges-abenteuer-elternzeit.jimdo.com). Letztendlich
machten wir uns erst gegen Abend, und reichlich beduselt, wieder auf den Weg
ins Zentrum von Melbourne, wo wir vorm Feiern noch eine kurze Power-Nap
einlegten.
Reichlich verkatert mussten wir
natürlich am nächsten Morgen auschecken, da es mal wieder ins Flugzeug ging.
Dies mal hieß das Ziel Fiji.
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen