Da hat sie wieder zu geschlagen,
die Prokastrination. Mein stetiger Begleiter im Studium und Alltag macht auch
auf Reisen keine Pause. Im Prinzip kann man das Verfassen eines Blogeintrages
sogar mit dem Anfertigen von Studienarbeiten vergleichen, erst einmal
angekommen im Schreibfluss läuft es meist wie von selbst. Die initiale
Motivation muss halt her. Und zugegebener Maßen es ist schon etwas angenehmer
über Reiseerfahrungen zu schreiben also über irgendwelche empirischen Ausarbeitungen.
Dabei hatte alles so gut
angefangen. Der Taifun Haiyan war gerade über uns hinweg gezogen, schon setzen
wir uns in den nächsten Bus in Richtung Hue um von dort direkt weiter nach Hoi
An zu fahren. Während dieser ermüdenden 24h Reise in überraschend komfortablen
Schlaf-Bussen, auch wenn die Betten natürlich wieder auf Asiatisches
Kompaktformat ausgelegt waren, wurde das Wetter Zusehens besser je weiter wir
Richtung Süden fuhren. Und tatsächlich verbrachten wir den kompletten ersten
Tag an einem 3km langen Strandabschnitt, welcher aufgrund vorheriger
Evakuierungsmaßnamen aus Angst vor Haiyan beinahe menschenleer war. Dies sollte
aber zu gleich unser letzter Strandtag in Vietnam sein. Am folgenden Tag setzte
ein Dauerregen ein, der es uns beinahe nicht mal ermöglichte unser Hotel zu
verlassen, dazu aber später mehr.
Das Hotel in Hoi An stellte sich
als absoluter Glücksgriff heraus. Auch wenn die 6-Mann-Zimmer sehr einfach
gehalten waren, wurde uns jeden Morgen ein sensationelles Frühstücks Buffet
serviert. Frisches Crepes, Pancakes, Omelettes nach Wünsch und jede Menge
andere Delikatessen versüßten uns den Start in den Tag. Die Stadt selbst kann
man nur als traumhaft bezeichnen. Eine kleine Küstenstadt geprägt vom
französischen Kolonialstil dessen exponierte Lage ihr zu Großen Reichtum
verhalf. Mich erinnerte die Atmosphäre als auch das Stadtbild selbst stark an
Trinidad auf Kuba. Gut erhaltene und geschmackvoll verzierte Häuser,
französische Cafés sowie unzählige Schneidereien verliehen ihr aber einen
eigenen Charme.
Wie bereits erwähnt hatten wir
genau einen sonnigen Tag. Dieser genügte allerdings bereits um mir trotz
Lichtschutzfaktor 30 einen erheblichen Sonnenbrand einzufangen. Durchaus
unangenehm. Ich will mir gar nicht vorstellen wie das erst in Australien werden
soll?! Wie auch immer, aufgrund dieser Umstände hatte ich tendenziell weniger
Probleme mit dem ausbleibenden schönen Wetter als unsere Sonnenanbeterin Kathi.
Erst als dann wirklich die Straßen und Großteile der Altstadt komplett unter
Wasser standen und sich aufgrund von Überflutungen auch unserer Weiterreise
nach Nha Trang und Mui Ne erschwerte, war ich auch etwas genervt (vor allem
weil wir bereits Bustickets gekauft hatten). Wir mussten zwangsweise eine Nacht
länger in Hoi An bleiben und buchten sicherheitshalber einen Direkt-Flug nach
Ho Chi Minh City für ca. 35€, da niemand genau sagen konnte ab wann die Straßen
wieder befahrbar sind. Zu allem Überfluss war unser Hotel natürlich für die
folgende Nacht ausgebucht und wir damit quasi obdachlos. Unsere Idee einfach bei
Freunden im Zimmer zu pennen, kam beim Hotelpersonal nicht so gut an. Dieses
hatte uns angeboten für 8$ pro Person auf dem Boden im Hotelbüro zu schlafen –
sehr verlockend. Zu späterer Stunde ergab sich dann noch eine bessere
Alternative. Für drei Bier kaufte ich einer Gruppe Kanadier ein Bett im
6-Mann-Dorm ab, da diese von sich behaupteten für fünf Leute eh nur zwei Betten
zu brauchen. Naja, unser Glück..
Was macht man eigentlich den
ganzen Tag an einem Ort dessen gesamtes Entertainment-Paket auf gutes Wetter
ausgerichtet ist? Gute Frage. Wir hatten ja schon etwas Training zuvor in Hanoi und dieses
Mal gesellten sich glücklicherweise wieder unsere britischen und schottischen Kompagnons
vom Norden her zu uns. Es passierte was passieren musste. Der Bierkonsum rückte
in den Vordergrund und war neben unseren Anproben und dem obligatorischen
Besuch des Restaurants neben unserem Hotel die Hauptbeschäftigung. Es ist
allerdings auch sehr verlockend wenn Bier vom Fass überall ca. 10cent kostet
und Bars Alkohol-Flatrates für umgerechnet 3,5€ anbieten. Langeweile kam daher
nicht wirklich auf. Zu erwähnen gilt, dass Kathi ihr unentdecktes Talent im
Tisch-Fußball aufblitzen lies und wir damit reihenweise alle anderen
abservierten. Für manch einen blieb sogar nur die Erniedrigung unterm Tisch hindurch
zu krabbeln (Spezielle Regel wenn man zu null verliert).
Unseren letzten Tag verbrachten
wir auf einer Tour durch das Mekong Delta südlich von Ho Chin Minh City.
Eigentlich ist das einzig erwähnenswerte über die Tour, dass sie nicht erwähnt
werden muss. Alles erinnerte stark an eine Kaffeefahrt, sowohl das Programm als
auch die Gruppenteilnehmer und der semi-motivierte Reiseleiter. Die Krönung des
ganzes war dann, als allen eine ausgewachsene, mit Drogen vollgepumpte und
dadurch lethargisch-wirkende Python um den Hals gelegt wurde. Wer’s braucht. Völlig
absurd war auch die Gesangsvorstellung einiger Vietnamesinnen, die
versuchten mit schiefen Tönen und traditionellen Volksliedern wie „Happy
Birthday“ und „If you’re happy and you know, clap your hands“ die Touristenmasse bei Laune zu halten.
Eins muss zum Abschluss noch
erwähnt werden. Alle loben immer die thailändische Cuisine (berechtigterweise),
was aber die Köche in Vietnam teilweise zaubern ist wirklich bemerkenswert.
Dank Einflüssen aus der französischen Küche, die aus der Kolonialzeit stammen, schaffen sie
es asiatische Delikatessen in beinahe heimisch-schmeckende Gerichte zu
verwandeln. Besonders Meeresfrüchte und Fisch gilt es zu erwähnen, aber auch
die frischen (nicht frittierten) Frühlingsrollen
oder gar die schmackhaften Baguettes belegt mit Salat und Pastete vom
Straßenrand sind ein Genuss für jeden Gaumen. Ein wahres Feinschmeckerparadies. Unser Lieblingsrestaurant steht übrigens in Hoi An und heißt Vina Ngon. Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht zählen
wie oft wir im Endeffekt dort dinierten. Einfach alles schmeckte großartig.
Resümierend empfanden wir Vietnam als ausgesprochen freundliches und schönes Land. Auch wenn unsere Reise nicht ganz so verlief wie geplant, hatten wir eine wirklich geile Zeit. Der Fokus lag halt weniger auf Seightseeing als mehr auf, naja schwer zu sagen, auf anderen Dingen halt. Übrigens, mal ein willkürliches Foto von uns zusammen:
Zum Ende dieses Blogposts möchte
ich noch ein kleines Novum vorstellen. Uns ist aufgefallen, dass wir im Prinzip
in jedem Land eine andere Playlist haben und bestimmte Lieder die uns
begleiten. Daher werden ab sofort, die Lieder posten die wir mit dieser Zeit
assoziieren. Los geht’s: Unser Soundtrack für Vietnam:
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen