Bevor ich anfange von
unseren Erlebnissen sowie wilden Geschichten zu erzählen, möchte ich
mich an dieser Stelle zunächst einmal entschuldigen. Bisher habe ich
innerhalb dieses Blogs immer nach einer sehr strikten Policy gelebt,
hinsichtlich der Text-Bild-Ratio. Die Anzahl der gezeigten Bilder
sollte zu keiner Zeit den Lesefluss stören. Je nach Destination und
Fotografier-Laune konnte das schon mal recht fordernd sein, bei
meinem Trip nach Botswana bin ich allerdings endgültig an meine
Grenzen gestoßen. Wenn man drei Wochen durch die Wildnis fährt und
von morgens bis abends den „Big 5“ hinterher jagt, kommt dabei
zwangsläufig eine wahre Flut an „zeigbaren“ Fotos rum, wovon ich
eine Auswahl innerhalb dieses Blog-Posts auch gerne zeigen möchte.
Ich bitte also allseits um Verzeihung.
Aber nun zum eigentlichen
Trip. Zusammen mit meinem mittlerweile erprobten Reisebegleiter Domi und einem vollausgestatteten 4x4 SUV inklusive
Dachzelt ging es über Johannesburg in Richtung Botswana bis hoch
nach Sambia. Bis an die Zähne bewaffnet mit zwei Spiegelreflex
Kameras, mehreren Wechsel-Objektiven sowie zwei GoPros sollte unsere 2700km Tour beginnen. In diesem Post wird es vordergründig um die
„eigentliche Safari“ gehen, also um unsere Zeit in Botswana. Dem
Ausflug zu den Victoria Falls in Sambia sowie unseren Trips innerhalb
Johannesburg und Soweto wird ein weiterer Blog-Post gewidmet.
Nach einer kurzen
Akklimatisierungsphase in Johannesburg nahmen wir unseren Wagen –
genannt "Peter" - in Empfang. So ein Safari-Auto braucht schließlich
auch einen anständigen Spitznamen. Neben den zwei Dachzelten (wovon
wir aus Bequemlichkeit nur eines benutzten) war Peter zusätzlich
noch mit einer beachtlichen Camping-Ausrüstung ausgestattet. Von der
elektrischen Kühltruhe, über eine umfängliche Küchenausstattung,
bis hin zum Gaskocher ließ unser Vermieter Safari 4x4 Hire keine
Camper-Wünsche offen – dachten wir uns zumindest. Da keiner von
uns beiden schon mal einen solchen Trip gemacht, gingen wir
retrospektiv betrachtet eventuell etwas blauäugig an die Sache ran,
aber dazu später mehr.
Einen
kurzen Supermarkt-Besuch später ging es dann also für uns los und
unser erster Stop sollte der Marakele Nationalpark im Norden
Südafrikas sein. Dies war hinsichtlich Zugänglichkeit und
Infrastruktur innerhalb des Parks sicherlich ein guter erster Stop,
auch wenn die großen Highlights bezogen auf Wildtiere noch auf sich
warten ließen. Im Nachhinein kann man sagen, dass die Parks und das
„Game“ (so werden Wildtiere auf Safari-Sprache bezeichnet) je
weiter wir nach Norden fuhren, an Qualität zu nehmen. Trotzdem war
das für uns überhaupt kein Problem, denn am Anfang jeder Safari
freut man sich eh über jedes Tier welches man sieht, und wenn es
eine ausgebüchste Ziege am Straßenrand ist. So hatten wir genügend
Zeit die ersten Zebras, Impalas und Strauße abzulichten, für die man
ein paar Tage später nicht mal mehr angehalten hätte.
Aber
wie bereits gesagt, war dies zu Beginn ein guter Start für uns um
mit dem Safari-Lifestyle sowie dem typischen Tagesablauf ein bisschen
wärmer zu werden. Diesen kann man sich ungefähr so vorstellen:
Aufwachen und Zelt abbauen, frühmorgendliche Safari, Frühstück,
Rumvegitieren in der Mittagshitze, spätnachmittagliche Safari,
Abendessen, pünktlich Schlafengehen. Da sowohl Domi als auch ich als
ausgesprochene Frühaufsteher gelten, brauchten wir auch ein paar
Tage um uns an das ganze Prozedere zu gewöhnen.
Der nächste Stop lag für
uns dann schon innerhalb der Landesgrenzen Botswanas, im Khama Rhino
Sanctuary. Wie der Name schon vermuten lässt, erhofften wir hier
einen Blick auf eines der seltensten Landsäugetiere werfen zu können, welche nach wie vor als extrem
gefährdet von der IUCN eingestuft werden. Aus diesem Grund konnte
man den Außengrenzen des Parks auch überall schwerbewaffnete
Soldaten auf Aussichtstürmen erblicken, die dem Schutz der Nashörner
vor Wilderern beauftragt wurden. Unsere Suche nach Nashörnern
gestaltete sich allerdings recht zäh, denn außer Impalas konnten
wir nichts erblicken. Fast schon enttäuscht fuhren wir am zweiten
Tag unsere gewohnten Runden durch den Park und als wir beim
Sonnenuntergang unsere Suche schon abbrechen wollten (man darf nach
Einbruch der Dunkelheit in keinem Park mehr fahren), stand plötzlich
ein ausgewachsenes Spitzmaulnahshorn direkt vor uns auf dem Weg. Das
Gefühl ein solch majestätisches Tier zum ersten Mal in freier
Wildbahn zu erblicken ist schwer zu beschreiben, eine Mischung aus
positiver Aufregung und Ehrfurcht. Minutenlang saßen wir
mucks-mäuschen-still in unserem Auto, die Szenerie nur vom
gelegentlichen Klicken des Auslösers unserer Kamera unterbrochen.
Mit einem ausgesprochen
positiven Gefühl ging es für uns weiter in den Makgadigadi
Nationalpark, welcher aufgrund des Boteti Flusses auch während der
Trockenzeit noch Wasser führt. An den Wasserlöchern konnten wir
dann zum ersten Mal ein Naturspektakel erblicken, welches der
eigentliche Grund war warum wir genau zu dieser Jahrezeit in diese
Region reisen wollten. Während die Gegend in den heißen
Mittagsstunden wie ausgestorben wirkt, versammeln sich in den Morgen-
und Abendstunden riesige Herden aller möglichen Tiere um die wenigen
verblieben Wasserbestände. Massen an Zebras, Elefanten, Gnus,
Wasserbüffel und so weiter zieht es rund um das kühle Nass.
Das lockt natürlich auch andere plüschige Zeitgenossen an, die nicht nur ihren Durst stillen wollen, sondern vor sich ein wahres Buffet voll mit Leckerbissen sehen. Und so kam es, dass wir neben all diesen wunderbaren Lebenwesen auch ein Löwenrudel erspähen konnten, welches sich in den Abendstunden auf eine jagdreiche Nacht vorbereitete.
Nach fünf Nächten in der
Wildnis und einigen hundert Fotos auf unseren Speicherkarten machten
wir einen Zwischenstopp in Maun, dem Eingangstor zum Okavango Delta –
einer der eindrucksvollsten und tierreichsten Regionen in ganz
Afrika. Wir gönnten uns zwei Nächten im Old Bridge Backpackers
etwas außerhalb der Stadt, welches von der Atmosphäre sehr stark an
die typischen Backpacker Unterkünfte in Südost-Asien erinnert. Es
war auch eine angenehme Abwechslung das Dachzelt vorübergehend gegen
richtige Betten zu tauschen und seine Mahlzeiten nicht selber
zubereiten zu müssen. Während wir die Tage hauptsächlich damit
verbrachten mit anderen Reisenden Bier zu trinken und uns über
Safari Routen auszutauschen, überlegten wir uns, dass es ja auch
ganz nett sein könnte, sich diese eindrucksvolle Landschaft mal von
oben anzuschauen. Also organisierten wir zusammen mit drei anderen
Gästen aus unserem Hostel einen morgendlichen Rundflug, welcher pro
Person ca. 75€ kostete und uns für 45 Minuten eine neue
Perspektive aus ca. 150m Höhe eröffnete. Ich kann übrigens nur
jedem empfehlen bei einem solchen Flug nicht durchgehend durch den
Sucher der Kamera zu schauen, da man relativ schnell ein flaues
Gefühl im Magen bekommen kann. Ein Passagier musste diese Erfahrung
mit seinem Frühstück bezahlen.
Nachdem wir nun das
Okavango Delta von oben angesehen hatten, wollten wir das Ganze
natürlich auch aus nächster Nähe betrachten. Also packten wir unsere sieben Sachen zusammen und fuhren in den Moremi Nationalpark dessen erstaunliche Diversität sowohl Mopane-Wälder, Trockensavannen, Sümpfe und Wasserflächen umfasst. Und dazu natürlich noch eine ganze Menge an Wildtieren. Ab hier wurden nun auch die Straßenverhältnisse merklich schlechter und wir waren an der ein oder anderen Stelle sehr besorgt über unser allradbetriebenes Vehikel. Der Moremi gilt als eines der weltweit-besten Gebiete, um Tiere in ihrer freien Wildbahn zu beobachten und dazu noch als sehr ansehnlich, aufgrund der eben beschrieben unterschiedlichen Vegetationen. Wenn man sich im südlichen Afrika während der Trockenzeit aufhält, kann die Landschaft auf Dauer schon sehr eintönig wirken. Insgesamt hat uns dieser Nationalpark wohl am besten gefallen, weil er einfach extrem "rund" wirkt: Abwechslungsreiche Landschaften, eine unglaubliche Artenvielfalt, hübsche Camps und die nötige Prise Abenteuer und Einsamkeit.
Ein weiteres Highlight eines jeden Botswana-Trip ist der Chobe Nationalpark, der nicht nur für seine extreme Trockenheit bekannt ist, sondern auch für die weltweit größte Elefanten-Population. Wir verbrachten allerdings nur einen Tag im Chobe selbst, da wir nach einer gewissen Zeit sehr genervt von den Straßenverhältnissen waren und sich nach fast 2 Wochen auf Safari auch eine gewisse Müdigkeit einstellte. Wir waren nicht mehr ganz so hungrig wie zu Beginn der Reise und konnten uns auch nur noch für wenige Tiere wirklich begeistern ("Ich bremse ab jetzt nicht mehr für Impalas!"). Aus diesem Grund durchquerten wir den Chobe Nationalpark relativ zügig und suchten uns ein sehr entspanntes Camp im Muchenje, etwas außerhalb des Parks wo wir zwei volle Tage einfach relaxten und die Seele baumeln ließen, bevor es für uns in Richtung Sambia ging. Aber dazu mehr im nächsten Blog-Post.
Nach dieser doch recht
reibungslosen Erzählung könnte man vielleicht meinen, dass ein
solcher Trip ziemlich unkompliziert sei und in etwa den
Entspannungsfaktor eines zweiwöchigen Aufenthaltes im RIU-Club
hätte (ist das da überhaupt entspannend?). Dem ist völlig
überraschend natürlich nicht so. Viele Unwägbarkeiten lassen sich
vorher nicht planen und genügend Adrenalin wird auch ausgeschüttet.
Da gerade diese Anekdoten am Ende die sind, die einen solchen Trip
ausmachen, habe ich hier unsere vier wichtigsten Learnings nochmal
zusammengefasst:
1. Botswana ist sicher –
die Bürokratie manchmal aber etwas seltsam
Wenn man einen Tag nach
der Einreise von der netten Dame vom Immigration Office plötzlich
bei Facebook geadded wird, weiß man, dass hinsichtlich Datenschutz
und Bürokratie hier einiges anders läuft. Auch wenn besonders die
Einreiseprozesse teilweise etwas umständlich sind, muss man
festhalten, dass Botswana ein sehr sicheres Reiseland ist (kein
Vergleich zu Südafrika!). Zu keiner Zeit fühlten wir uns irgendwie
unwohl oder unsicher. Dies war uns im Vorhinein nicht wirklich klar
und gerade wenn man die ersten Tage in Johannesburg verbracht hat,
ist man für Kriminalität ziemlich sensibilisiert worden. Uns war
aber vorher zum Beispiel auch nicht bewusst, dass das GDP sogar über
dem von Südafrika und allen anderen umliegenden Staaten liegt. Alles
in allem eine sehr positive Überraschung. Die Dame vom Immigration
Office wartet übrigens immer noch auf eine Rückmeldung bei
Facebook.
2. Planung ist das A und O
Ich habe noch kein Land
erlebt in welchem eine gründliche Vorab-Planung so wichtig war wie
in Botswana. Teilweise sind Campingplätze in einigen National Parks
schon Monate vorher komplett ausgebucht. Man merkt, dass der
Tourismus noch in den Kinderschuhen steckt und dementsprechend wenig
Angebote gibt es auch, auf die man ausweichen könnte. Das gleiche
gilt im Übrigen auch für Verpflegung. Da hilft einem der
best-ausgestattete Camper nichts, wenn man keine Nahrungsmittel dabei
hat. In Südafrika versicherte man uns noch, dass es „an jeder Ecke
ganz tolle Supermärkte gibt“ - Pustekuchen! Wenn man nicht gerade
in den größeren Städten unterwegs ist, besteht das Sortiment aus
zuckersüßen Softdrinks (kein Wasser!), Tüten-Suppe, Reissäcken
und einem beträchtlichen Bestand an Fliegen (siehe Bild). Für uns hieß das ganz
konkret: Nudel-Diät mit Fertigsoßen und frisch-abgekochtes Wasser.
Insgesamt war der Planungsprozess vom Gefühl her aufwendiger als für
die komplette Weltreise.
3. SUV ist nicht gleich
SUV
Wenn man sich auf eine
Safari in Botswana einlässt, sollte man damit rechnen, dass die
Straßen jetzt nicht unbedingt im besten Zustand sind – daher hat
man ja schließlich auch einen SUV mit Allradantrieb. Was uns in
Savuti und Teilen vom Moremi Nationalpark erwartete, überforderte
unsere Fahrkünste (besonders meine!) aber etwas zu sehr. Bei kilometerlangen
Tiefsand-Strecken merkt man plötzlich warum es eigentlich so eine
riesige Preisdiskrepanz zwischen einzelnen Fahrzeugmodellen gibt.
Sich im Sand festzufahren ist das eine, dies auf einer Strecke zu tun
auf welcher pro Tag vielleicht zwei bis drei Autos vorbeikommen, ist
das andere. Aus diesem Grund sollte man bei der Auswahl des
Vermieters durchaus auf so Kleinigkeiten wie Satelliten-Telefon
(natürlich hat man in den meisten Nationalparks kein Netz) oder
Sandplatten achten.
4: Abendliche Läufe durch
die Savannah sind anstrengend
Dieses Learning ergibt
sich aus dem vorherigen Punkt. Wir hatten stets ein Händchen dafür uns immer genau dann irgendwo mit dem Wagen einzugraben, wenn sich die Abendsonne langsam dem Untergang neigte. Beim ersten Mal hatten wir Glück und ein Forschungsfahrzeug kam durch Zufall vorbei und konnte uns aus unserer sandigen Misere ziehen. Beim zweiten Mal hatten wir etwas weniger Glück, denn niemand kam vorbei. Während es langsam dunkel wurde, machte sich bei uns die Panik breit. Blöderweise beginnt mit einbrechender Dunkelheit auch die Zeit, wo sich alles was gerne Fleisch frisst auf zur Jagd macht. Wir hatten also zwei Optionen: 1. Zelt aufschlagen, in der Wildnis übernachten und hoffen nicht gefressen zu werden; oder 2. Sich mit Spaten und Axt bewaffnen und 3km quer durch die Savanne laufen (und hoffen nicht gefressen zu werden). Wir entschieden uns für Option 2. Nach einem erstaunlich anstrengenden Halb-Sprint bis zum Eingangstor des Parks konnten wir glücklicherweise zwei Dorfbewohner davon überzeugen, mit uns zu kommen und unseren Wagen herauszuziehen.
5: Die Tiere kommen nah –
sehr nah! (und man lernt erstaunlich viel über Kot)
Klar, das Ziel einer jeden Safari ist es möglichst viele Tiere zu sehen. Sollte man sich für einen Camping Trip in Botswana entscheiden, sollte einem aber auch klar sein, dass man mittendrin statt nur dabei ist. Die Camping-Plätze befinden sich alle mitten in den Parks und sind auch nicht durch irgendwelche Zäune abgeschirmt. Nächtliche Besuche von tierischen Nachbarn stehen daher auf der Tagesordnung. Während Vögel und Paviane noch zu den entspannteren Zeigenossen gehören, ist der Anblick eines Elefanten oder einer Hyäne zwei Meter neben dem gedeckten Dinner schon ein wenig beunruhigender. Zum Thema Kot: Man kann Elefanten-Kot werfen, aber nicht fangen (denkt mal drüber nach!) Außerdem entwickelt man sich nach und nach zu einem echt guten Pfärtenleser und kann so schnell identifizieren, welches Tier sich da wenige Minuten vorher noch erleichtert hat.
Übrigens: Dem aufmerksamen
Leser wird es wahrscheinlich bereits aufgefallen sein, dass unter den
fotografierten Tieren eines der „Big Five“ fehlt: Der Leopard.
Trotz intensiver Suche war es uns leider nicht möglich dieses
verflixt-scheue Tier zu entdecken. Für alle die noch nicht auf
Safari waren, die Suche nach den „Big Five“ ist sowas wie die
jährliche Tripple-Jagd der Bayern (sehr nah und doch
so fern!). Der Begriff stammt noch aus Zeiten der Großwildjagd und
beinhaltet neben dem bereits erwähnten Leoparden noch Löwen,
Elefanten, Nashörner und Wasserbüffel. Alle anderen Tiere, außer eben den
verflixt-scheuen Leoparden, konnten wir dafür in Hülle und Fülle
bewundern.
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