Auf nach Australien, auf in ein
neues Abenteuer! So oder so ähnlich hätte unser neustes Reiseunterfangen
inklusive des entsprechenden Blogposts auch heißen können. Denn das Reisen
‚down under‘ ist wirklich etwas vollkommen anderes als in Asien. Wer also bei
unseren Einträgen bisher immer neidisch wurde auf unser Luxus-Leben oder uns
dieses gar missgönnte, der kann sich jetzt entspannt zurücklehnen. Mit Luxus
und Komfort hat Backpacking in Australien nämlich nur sehr wenig gemein.
Der ‚soziale Abstieg‘ den wir
hier erleben musste hängt entscheidend mit den extrem hohen
Lebenshaltungskosten zusammen. Natürlich, wir haben mit höheren Preisen
gerechnet, wir wurden ja auch zahlreich gewarnt. Vielleicht nicht mehr jeden
Tag essen gehen und auch mal selber kochen, vielleicht weniger Doppelzimmer und
häufiger Dorms, hatten wir uns gedacht. Wie töricht von uns. Mit diesem
geplanten Verzicht kamen wir nicht wirklich weit, das bemerkten wir bereits bei
der Landung in Brisbane. Der Bus vom Flughafen zu unserem Hostel kostete
bereits so viel wie ein ganztägig-gebuchter Chauffeur in Asien. Abgesehen vom
Marina Bay Sands in Singapur war die anschließende Übernachtung die teuerste
unserer gesamten bisherigen Reise, und das in einem schäbigen 8-Bett Dorm. Wir mussten also möglichst schnell eine
Alternative finden um Übernachtungskosten zu sparen. Ursprünglich war ja
geplant einen Campervan zu kaufen und diesen dann am Ende wieder zu verkaufen.
Selbst bei Wertverlust wäre dies wahrscheinlich immer noch günstiger als Einen
zu mieten. Nach kurzer Marktsondierung und nachdem wir uns mal mit dem
rechtlichen Prozedere beschäftigt hatten, entschlossen wir uns doch für die
Mietoption. Das Risiko und der organisatorische Aufwand waren einfach geringer
in Anbetracht unserer vergleichsweise kurzen Reisedauer von sieben Wochen.
Das preisgünstigste Angebot
fanden wir bei Wicked Campers, 1600€ für den gesamten Zeitraum. Trotz Warnungen
von Mitreisenden und zahlreicher schlechter Erfahrungsberichte entschieden wir
uns das Angebot wahr zu nehmen. Auch der seriös-gestaltete Internetauftritt
trug seinen Teil zum Entscheidungsfindungsprozess bei. Von der Gestaltung der
Campervans selbst ganz zu schweigen.
Dieses Schmuckstück dient uns
nicht nur als Fortbewegungsmittel sondern auch als neues zu Hause. Nach kurzer
Reinigung (Desinfektion) und nachdem wir noch einige Kleinigkeiten im Shopping
Center besorgt hatten (Bettlaken, Lichter, Vorräte), konnte die Reise in unser
6qm ² Wohnung auch schon losgehen.
Aber zunächst schauten wir uns mal Brisbane
genauer an. Brisbane gehört zu Australiens am
schnellsten wachsenden Großstädten und hat sich mittlerweile als feste
Metropole an der Ostküste etabliert. Sie bietet eigentlich auch alles was man
von einer solchen erwarten würde: eine Skyline, Shopping Möglichkeiten,
zahlreiche Ausgehmöglichkeiten und eine lebendige Studentenszene und das alles
gepaart mit einer entspannten „Sommer, Sonne Sonnenschein“-Attitüde. Hört sich
alles echt gut an, zumindest für alle die es sich leisten können. Da Shoppen und
Feiern finanziell hier eher nicht drin ist (ein Bier kostet gern mal 10$ in
einer Bar, Zigaretten ca. 25$) blieb leider nicht viel übrig für uns von
Brisbanes Entertainment Angebot. Lediglich einen Abend gönnten wir uns mal ein
paar Bierchen und ein bisschen Nightlife, zur Feier des Tages da wir eine
frühere Reisebegleiterin aus Thailand wieder getroffen hatten.
Was könnte man noch über Brisbane
sagen? Irgendwie schwierig. Sie gehört zu der Kategorie Städte, die keine
wirklichen Sehenswürdigkeiten im klassischen Sinne bietet aber deren Stadtbild
und Atmosphäre einfach sehr stimmig wirkt. Wir fühlten uns während des gesamten
Aufenthaltes sehr wohl ohne dabei völlig überwältigt zu sein. Eine Stadt in der
man durchaus gerne leben würde, aufgrund des hohen Standards und der super
Lage, in der man als Tourist jedoch nicht zu lange verweilen muss. Hier noch
ein paar Impressionen:
Dieser erste Eindruck zog sich im
Übrigen durch unseren gesamten bisherigen Roadtrip. Kulturell hat Australien
einfach wesentlich weniger zu bieten als Asien oder auch Europa. Abgesehen von
den Ureinwohnern, den Aborigines, wurde dieser Kontinent erst Ende des 18.
Jahrhunderts besiedelt. Wahnsinnig viele historischen Bauten und antike Schätze
gibt es dementsprechend nicht. Unsere Reise spielt sich dieses Mal also eher
zwischen Nationalparks und endlosen Stränden ab, statt zwischen Tempeln und
Museen. Wir mussten also umschalten, vom Sightseeing-Modus in den Chill-Modus
und uns einfach dem australischen Lebensgefühl anpassen. Über das Essen wird es
übrigens auch weniger zu berichten geben, da wir uns hauptsächlich selber
verpflegen. Dosen-Ravioli sind zwar lecker, in einem Reiseblog aber nicht
unbedingt erwähnenswert.
Von Brisbane zog es uns gen
Norden bis nach Noosa. Nach ca. zwei Stunden Fahrt kamen wir in dem 4000-Seelen
Küstendorf mit angrenzendem Nationalpark an. Klein aber fein trifft hier als Beschreibung
sehr gut zu, der durchschnittliche Immobilienpreis dürfte im siebenstelligen
Bereich liegen. Sichtlich angetan von
dieser Idylle ließen wir uns auch direkt mal vier Tage dort nieder und machten
unsere erste Erfahrung mit Wild-Camping. In unserem jugendlichen Leichtsinn
suchten wir uns natürlich den wohl schönsten Parkplatz der ganzen Stadt aus mit
Barbecue, sanitären Einrichtungen und direktem Strandzugang zum Sunshine Beach.
Eine Amerikanerin versicherte uns, dass sie bereits seit Tagen dort campierte
und nie etwas passiert sei. Dazu ein kleiner Exkurs zur rechtlichen Lage des
Wild-Campings. Generell ist es wohl verboten einfach seine Zelte am Straßenrand
aufzuschlagen und dort zu übernachten, so richtig sicher ist sich allerdings
niemand über die Rechtslage. Abhängig vom Council können hohe Strafen anfallen
wenn man dabei erwischt wird, wobei es häufig eine Verwarnung vorab gibt. In
vielen Städten und vor allem ländlichen Regionen wird es aber wohl toleriert. Um
das Risiko für uns zu minimieren investierten wir ganze vier Euro in die App ‚Wiki
Camps‘, wo andere Reisende ihre Campingspots einfügen und so einen guten
Überblick darüber liefern wo man umsonst pennen kann. Nun wieder zurück zu
Noosa. Wir verbrachten den Großteil der Zeit am Strand, beim Surfen oder bei
Trecking durch den wunderschönen, wenn auch kleinen Nationalpark. Übrigens,
Kathis Insekten-Odyssee scheint vorerst beendet, denn dieses Mal hat es mich
getroffen. Auch wenn es sich streng genommen bei meinem Biss um kein Insekt
sondern eine Spinne handelte. Ich habe es zwar selber nicht mitbekommen, aber
ein Ranger sowie ein Arzt meinten dies später festzustellen. Bilder erspare ich
euch jetzt mal, es war keine so hübsche Angelegenheit und auch durchaus
schmerzhaft. Dafür gibt’s jetzt Bilder von Noosa und Umgebung.
Von dort zog es uns weiter nach
Bundaberg - eigentlich ist diese Stadt nicht einmal ansatzweise erwähnenswert. Für
uns steht sie allerdings sinnbildlich für unser klägliches Scheitern bei der
Jobsuche. Clever wie wir sind, haben wir uns für Australien ein Work &
Travel Visum besorgt für einen Aufenthalt von sieben Wochen. Der Gedanke
dahinter war auch ziemlich logisch, wir dachten unsere teuren Ausflüge mit ein
wenig Arbeit kompensieren zu können, schließlich ist es ja ach so einfach hier
Arbeit zu finden. Lange Rede, kurzer Sinn, wir gaben dieses Unterfangen bereits
nach einem Tag Jobsuche in Bundaberg auf. Uns wurde gesagt, dass fürs Fruit-Picking
nur Leute gebraucht werden die mindestens vier Wochen arbeiten könnten. Eine
gute Sache an Bundaberg gab es dann doch noch, wir hatten Steckdosen und gratis
WLAN auf unserem Parkplatz.
Über Rockhampton -the Capitol of
Beef – wo wir standesgemäß für ein ordentliches Steak zum Mittagessen
anhielten, ging es für uns weiter nach Airlie Beach. Von hier aus wollten wir
unseren Trip auf die Whitsunday Islands unternehmen, dass taten wir auch allerdings
erst eine Woche später. Um auf unser Traumschiff zu kommen mussten wir leider
etwas Wartezeit in Kauf nehmen. Kein Problem für uns, wir sind ja zeitlich
recht flexibel. Airlie Beach ist ein rein-touristischer, wunderschöner Ort
dessen kristall-klares Wasser uns bereits einen Vorgeschmack auf das gab, was
uns auf den Whitsunday Islands erwarten sollte. Leider ist das Wasser dort
genauso gefährlich wie es schön ist. Zwischen November und April wird nämlich
die gesamte nördliche Ostküste von Australien von den berühmt-berüchtigten ‚Marine
Stingers‘ heimgesucht. Die im deutschen Volksmund als Seewespen bekannten Tiere
sind eigentlich extrem kleine Quallen, deren bis zu drei Meter langen Tentakel
eines der im Tierreich stärksten Gifte beinhalten. Das Gift eines einzigen Exemplars
könnte theoretisch über 100 Menschen töten. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen,
dass wir dem Meer erstmal fernblieben und wenn überhaupt, dieses nur in sogenannten
Stinger-Suits betraten, einer Art Neopren-Schutzanzug.
Da wir uns bei der Buchung
unserer Segeltour auf die Whitsunday Islands finanziell etwas übernommen
hatten, beschlossen wir unseren Trip etwas zu verkürzen. Statt bis nach Cairns
zu fahren, ging es nur noch bis nach Townsville hoch. So würden wir alleine
zwei Tankfüllungen Sprit sparen. In Townsville hatten wir eine recht lustige Zeit,
auch wenn die Stadt selbst uns jetzt auch nicht völlig von den Hockern gehauen
hat. Wir fanden einen gratis Campingplatz ca. 22km vor Townsville mit gratis
heißen Duschen (klingt banal, ist es aber nicht!) und Steckdosen zum Laptop
laden. Das ist übrigens der Hauptgrund warum wir trotz der vielen Freizeit mit
unserem Blog nicht vorankommen, die Suche nach Internet und Strom ist durchaus
schwierig. Während man Internet häufig bei Mc Donalds und Target Märkten
findet, muss man für Strom schon in die örtlichen Bibliotheken gehen oder in
Reisebüros. Ich schweife schon wieder ab, also zurück zum Campingplatz. Morgens
wurden wir von Kängurus geweckt, die munter auf den Feldern neben uns umher
hoppelten. Bis dato hatten wir nur unzählige tote Kängurus am Straßenrand
gesehen. Wie man vielleicht schon gemerkt hat, stehen wir voll auf Tiere – am liebsten
in freier Wildbahn. Nachdem uns die ersten Possums schon beim Abendessen
besuchten, entschieden wir uns von Townsville aus zu einem Tagesausflug auf
Magnetic Island. Die Insel ist bekannt für ihre Koalas. Um diese zu sehen, muss
man lediglich ein paar Meter auf einem Treckingpfad zurücklegen. Natürlich
verliefen wir uns dabei und hatten zudem noch zu wenig Wasser dabei. Kurz vorm
Kollaps kamen wir dann an einem mobilen Verkaufsstand an, der sich am
eigentlichen Eingang des Pfads befand. Die Verkäuferin war natürlich deutsch.
Ich habe bisher vergessen zu erwähnen, dass die Bevölkerung Australiens zu gefühlt
50% aus Deutschen besteht, quasi das neue Mallorca. Dies waren wir aus Asien so
nicht gewöhnt und nervte uns auch von Zeit zu Zeit, auch wenn wir einige
wirklich nette Leute kennenlernten. Koalas sahen wir übrigens auch, wirklich
drollige Tiere – hätte zu gern einen mitgenommen.
Der Soundtrack richtet sich
dieses hauptsächlich nach dem was wir hier in Australien so gehört haben. Es
ist kein Geheimnis, dass Australier eher rockige Töne bevorzugen, was
vollkommen in Ordnung für uns ist:
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