Die Art und Weise wie ich denke und was mich bewegt Dinge zu tun oder zu lassen, habe ich ja bereits im Bereich Hintergrund erläutert. Meine Motivation könnte man vielleicht resümierend als Abenteuerlust oder oder Wanderlust bezeichnen. Wanderlust. Seit einiger Zeit gehört dieser Begriff zu einem meiner Lieblingswörter in der deutschen Sprache. In einem Gespräch mit nicht-deutschsprachigen Freunden kamen wir aus irgendeinem Grund auf dieses Wort(welches wohl auch im englischsprachigen Raum existiert) und mir fiel auf das es eigentlich keine passende Übersetzung im Englischen dafür gibt, dafür aber eine sehr treffende Beschreibung:
"Wanderlust is a strong desire for or impulse to wander or travel and explore the world." (Oxford Dictionary)
So romantisch sich das anhört, so sollte man auch fragen was diese Art zu leben mit sich bringt? Was ist die Kehrseite dieses Impulses? Welche negativen Folgen kann ein Leben unter dem Siegel "Wanderlust" haben?
Entwurzelung!
Kaum in einer Stadt angekommen, ist schon wieder das Ende in Sicht. Menschen liebgewonnen, mit ihnen unterschiedlichste, besondere Erfahrungen geteilt, aber schon bald ist man wieder Tausende Kilometer voneinander getrennt. Freundschaften werden schnell zu nichts weiter als einer Kosten-Nutzen Analyse. Vor wenigen Tage haben meine Mitbewohner und ich die letzten Jahre Revue passieren lassen. Unfassbar! Ich komme auf insgesamt 12(!!!) Wohnortswechsel in den letzten 5 Jahren seit Beginn meines Bachelor Studiums.
Warum machen wir das? Warum haben wir diesen Impuls, diese Wanderlust, ständig weg zu gehen, immer wieder neue Städte und Menschen kennen zu lernen? Jede Entscheidung wird zur Ablehnung Tausender Alternativen. Getrieben von der Vorstellung das es irgendwo da draußen mit Sicherheit einen Ort gibt, der schöner ist, an dem man glücklicher sein könnte. Entwurzelung ist vielleicht ein sehr harter Begriff aber er beschreibt doch nur allzu gut einen Teil meiner Gefühlswelt. Facebook beziffert die Anzahl meiner Freunde auf 563. Das sind 563 Personen mit denen ich in irgendeiner Form gemeinsame Erlebnisse teile, so klein sie auch sein mögen. Aber nur mit ganz wenigen Personen teile ich gemeinsame Geschichten, ganze Lebensabschnitte. Umso häufiger ich die Stadt und mein Umfeld wechsle, desto schwerer wird es mit diesen wenigen Personen im Kontakt zu bleiben und Beziehungen aufrecht zu erhalten. Diese Thematik habe ich ja bereits in dem Beitrag über meine Zeit in Bonn kurz aufgegriffen.
Ich möchte damit keineswegs sagen, dass ich es bereue diesen Lebensweg gewählt zu haben - ich bin glücklich und dankbar, für alle Erfahrungen die ich sammeln durfte und noch sammeln werde! Aber das Überangebot an Möglichkeiten als auch die Welle der Individualisierung, macht das Leben nicht unbedingt einfacher und einen selbst auch nicht zwangsläufig glücklich. Sich nicht, oder besser gesagt möglichst spät auf einen bestimmten Lebensentwurf festlegen zu wollen, bringt auch seine Schattenseiten mit sich.
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