Ein etwas anderes Zwischenfazit...

Über ein halbes Jahr sind wir nun unterwegs und ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, wir befinden uns bereits im letzten Drittel unserer Reise. Während daheim die meisten Sehnsüchtig das Ende unserer Reise erwarten, wächst in uns langsam eine gewisse Nervosität heran. Fragen à la „Wo soll’s es denn nach der Reise hingehen“ oder „Habt ihr schon ne genaue Vorstellung was ihr machen wollt“ bis hin zu „Wie laufen die Bewerbungsprozesse“, tun ihr übriges dazu.

Wer es bis jetzt noch nicht gemerkt hat, dieser Eintrag wird ein wenig anders sein als unsere Bisherigen. Wer nette Bildchen und irgendwelche verrückten Geschichten vom anderen Ende der Welt erwartet, darf jetzt getrost aufhören weiterzulesen. Auch wenn der Blog mittlerweile eher der reinen Reiseberichterstattung dient, ist es mir persönlich wichtig den Bogen zurück zur ursprünglichen Idee dieser Reise zu schlagen: der Suche nach einem Platz in der Welt – viel mehr spirituell als geographisch. Um an dieser Stelle eindeutig zu sein, in diesem Blogpost geht nicht um den generellen Erfolg der Reise (dieser steht außer Frage!), sondern lediglich ob ich auf meiner Suche fündig geworden bin.

Um ehrlich zu sein, das Zwischenfazit fällt dahingehend eher mäßig aus. Die Vorstellung, dass einem plötzlich die Erleuchtung kommt was man mit seinem Leben machen möchte während man andere Länder und Kulturen bereist, ist falsch. Reisen ist etwas Schönes. Es sensibilisiert für viele Dinge und erweitert mit Sicherheit auch den individuellen Horizont, aber einen signifikanten Beitrag zur weiteren Lebensplanung leistet es nicht, zumindest bei mir nicht. Auch wenn ich viele ehemalige Juristen oder Berater kennengelernt habe die jetzt eine Tauchschule oder ein Hostel irgendwo am anderen Ende der Welt beitreiben und somit ihre Passion gefunden zu scheinen haben, so war mir relativ schnell klar, dass es das nicht ist was ich will – ich weiß das an dieser Stelle einige Familienangehörige sicherlich durchatmen werden. Aber was ist es was ich will?! Bereits Alan Watts fragte, „What would you like to do if money were no object? How would you really enjoy spending your life?" Die Antwort auf diese Frage fällt leider nicht einfach so vom Himmel, man rennt nicht durchs asiatische Hinterland und plötzlich kommt einem die Erleuchtung. Das Konzept was dort hinter steckt, ist nichts anderes als der Drang nach Selbstverwirklichung. Heute erwarten wir von unserem Job, dass er uns nicht nur ernähren soll, sondern auch mit Glück und Sinn erfüllt. Dieser Anspruch war es der mich dazu brachte, meinen Job zu kündigen, zurück zur Uni zu gehen und im Anschluss diese Reise zu unternehmen. Zwangsläufig stellt sich nach einiger Zeit die Frage, was das alles gebracht hat. Hat es einem geholfen sich darüber klar zu werden wo man im Leben hin möchte oder war es lediglich ein (sehr) schöner Zeitvertreib.

Immer häufiger frage ich mich ob es sich bei der Suche nach dem perfekten Job nur um eine Jagd nach Luftschlössern handelt. Wie sagt man so schön, auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner. Ich denke ähnliches gilt auch für die Berufswahl. Selbst wenn man denkt seinen absoluten Traumjob gefunden zu haben – sofern dieser denn existiert – wird sich früher oder später eine gewisse Ernüchterung einstellen. Auch der spannendste Job bringt Aufgaben mit sich, auf die man keine Lust hat. Der Alltag beginnt zu nerven. Erfolge die einen anfangs noch gekickt haben, fühlen sich plötzlich unspektakulär an. Man beginnt zu hadern, vielleicht sollte man doch wieder was Neues machen, vielleicht die Richtung komplett wechseln. Bei all dem hin und her darf man aber nicht vergessen, dass es ein absolutes Privileg ist sich diese Fragen überhaupt zu stellen. Allein, dass grenzt uns bereits von einem Großteil der restlichen Weltbevölkerung ab. Ich will hier sicherlich nicht den Moralapostel spielen, aber eine gewisse Dankbarkeit sollte man für seine persönliche Situation schon übrig haben, dass wird einem beim Reisen sehr viel bewusster.

Auch wenn ich den Traumjob nicht gefunden habe, so zeichnet sich für mich  immer mehr zumindest eine genaue Richtung ab. Vorstellungen was mir in meinem beruflichen Alltag wirklich wichtig ist, werden konkreter und formen ein Gesamtbild. Klar ist aber auch, dass sich solche Dinge wieder ändern können. Man sollte keine Angst vor Veränderungen haben und bereit sein Risiken einzugehen und sich neu zu erfinden. Nicht zuletzt dank dieser Reise habe ich begriffen das die Suche nach dem perfekte Job nicht alles im Leben ist, es gibt so viel mehr schöne Dinge auf dieser Welt. Das hört sich zwar etwas arg kitschig an aber mir fiel leider keine bessere Formulierung für diese Erkenntnis ein. So gesehen, endet die Reise auch nicht am 30.06.2014 – das ist unser Rückflugdatum für die, die es noch nicht wissen – sondern sie wird weiter gehen, spirituell, geographisch als auch jobtechnisch.

Da Kathi neben mir gerade die Steve Jobs Biografie auf Spanisch liest, fällt mir zum Abschluss dieses Blogposts noch ein passendes Zitat von eben diesem ein:

„Stay hungry, stay foolish“



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